UFC Berlin – Die bisherigen Ansetzungen im Detail


In den letzten Tagen wurden zahlreiche Kämpfe für UFC Berlin bekanntgegeben. Im Folgenden werden wir diese Ansetzungen etwas genauer unter die Lupe nehmen:

 

Alexander Gustafsson vs Glover Teixeira:<

Im Hauptkampf treffen zwei Top 10 Light-Heavyweights aufeinander. #2 Herausforderer Alexander Gustafsson wird gegen #6 Glover Teixeira antreten. Beide haben ihre letzten Kämpfe verloren und kämpfen um den Weg zurück an die Spitze.

Gustafsson kämpfte zuletzt im Januar vor 30.000 Zuschauern bei einer der größten UFC-Veranstaltungen aller Zeiten (SCHLAGKRAFT berichtete). Die frenetische Unterstützung der schwedischen Zuschauer konnte ihm allerdings nicht helfen und er wurde überraschend von Anthony Rumble Johnson ausgeknockt. Aus war der Traum vom Rückkampf mit Jon Jones, den Gustafsson 2013 so nah wie niemand zuvor am Rande einer Niederlage hatte. Nach diesem Kampf, einem der besten MMA-Kämpfe aller Zeiten, schien der Rückkampf eigentlich unausweichlich. Aber im MMA kommt es selten wie erwartet, und nach der klaren Niederlage gegen Rumble muss Gustafsson wieder von vorne anfangen. Ein Sieg in Berlin wäre für Gustafsson der erste Schritt auf dem Weg zurück zum Titel, bei einer Niederlage hingegen stünde er auf einmal komplett im Nichts.

Die UFC hat Gustafsson jedoch keinen Aufbaugegner vorgesetzt, sondern stellt ihn gegen Glover Teixeira, der ebenfalls vor kurzem in einem Titelkampf gegen Jon Jones stand. Dort war er ebenso erfolglos wie in seinem letzten Kampf gegen Phil Davis. Für Teixeira geht es hier um alles: Mit einem Sieg könnte er sich wieder in der Top 5 etablieren, mit einer Niederlage hingegen könnte er einen weiteren Anlauf an die Spitze aufgrund seines Alters wohl endgültig vergessen. Teixeira kam mit großen Vorschusslorbeeren und viele Jahre später als erhofft in die UFC, da Visa-Probleme ihn lange an einer Karriere in den Vereinigten Staaten hinderten. Von seinem UFC-Debüt an fuhr er fünf Siege in Folge ein und der Weg zum Titel zeichnete sich von Anfang an klar ab, denn für die UFC schien Teixeira alle Wünsche zu erfüllen– ein respektierter Veteran, Protegé von Chuck Liddell mit viel KO-Power, und ein Brasilianer mit gutem Englisch. Somit bekam er auch den Titelkampf, obwohl manche Stimmen die Qualität seiner Gegner und die Leistung gegen Ryan Bader in Frage stellten. So oder so ist Teixeira allerdings ein respektierter und sehr guter Kämpfer und eine gefährliche Herausforderung für Gustafsson, auch wenn dieser höchstwahrscheinlich als Favorit ins Octagon steigen wird.

 

Dennis Siver vs Tatsuya Kawajiri

Dennis Siver war lange Deutschlands größtes (und vielleicht sogar einziges) MMA-Aushängeschild. Siver kämpft seit vielen Jahren auf hohem Niveau in der UFC und konnte sich sowohl im Light-, als auch im Featherweight etablieren. Zuletzt wurde Siver jedoch durch einen positiven Drogentest mit anschließender Suspendierung zurückgeworfen, durch die er auch die letztjährige UFC Berlin Show aussetzen musste. Danach stand Siver zum ersten Mal in seiner langen Karriere im Hauptkampf einer UFC Veranstaltung – allerdings vor allem als Aufbaugegner für Conor McGregor. Diesen Kampf verlor Siver dann auch klar durch technischen KO in Runde 2. Am 20. Juni wird Siver versuchen, sich wieder in Richtung der Top 10 hochzukämpfen. Bei UFC Shows auf deutschem Boden ist er bisher unbesiegt und konnte beide Kämpfe vorzeitig gewinnen.

In Berlin wird Siver auf die japanische Legende Tatsuya „Crusher“ Kawajiri treffen. Wie Siver hat Kawajiri seinen Namen vor allem im Lightweight gemacht und war ein zentraler Bestandteil der japanischen Ligen Shooto, Pride und Dream. Nach einer langen Karriere mit vielen herausragenden Kämpfen, etwa gegen Eddie Alvarez und Takanori Gomi, wechselte Kawajiri im Jahr 2011 ins Featherweight und wusste auch dort durch sein hervorragendes Grappling zu überzeugen. Nach einer langen Kampfpause wurde er letztes Jahr von der UFC verpflichtet und hat seitdem eine Kampfbilanz von 1-1.

 

Niklas Bäckström vs. Noad Lahat:

Niklas Bäckström betrat bei der letzten UFC Berlin Veranstaltung das Rampenlicht, als er kurzfristig gegen den Veteranen Tom Niinimäki einsprang und diesen auf spektakuläre Art und Weise per Bulldog Choke besiegen konnte. Danach wurde Bäckström von vielen Fachleuten in den Himmel gelobt und als großes Talent gehypt. All diese hohen Erwartungen endeten jedoch abrupt im letzten Oktober, als er vor heimischem Publikum als 7:1 Favorit brutal von dem relativ unbekannten Mike Wilkinson ausgeknockt wurde. Zudem wirkte er in diesem Kampf recht überheblich und schien den Kampf nicht wirklich ernstzunehmen. Es erscheint also passend, dass Bäckström nun nach Berlin zurückkehrt, um seine Karriere wieder auf den rechten Pfad zu lenken.

Dabei wird er auf Noad Lahat treffen, der bisher eine Kampfbilanz von 1-1 in der UFC hat. Neben einem Sieg über Steven Siler musste er auch eine harte KO-Niederlage per Flying Knee gegen Godofredo Pepey hinnehmen. Bäckström wird trotz seinem enttäuschenden letzten Kampf sicherlich erneut als großer Favorit in den Kampf gehen. Es bleibt abzuwarten, ob er aus seiner ersten Niederlage gelernt hat und in Berlin sein volles Potenzial ausschöpfen kann.

 

Nick Hein vs. Lukasz Sajewski:

Für viele deutsche Fans war der Auftritt von Nick Hein eines der Highlights der ersten UFC Berlin Show. Kein Wunder also, dass der Kölner Judoka auch bei der zweiten Auflage kämpfen wird. Hein konnte damals einen unterhaltsamen Kampf gegen Drew Dober gewinnen, der mittlerweile und dank dieses Kampfes ein Teil seiner Familie geworden ist. Allein in dieser Hinsicht wird die letztjährige Veranstaltung für Hein wohl kaum zu toppen sein. Der charismatische Hein, der in Teilzeit als Polizist arbeitet und ebenfalls als Schauspieler tätig ist (Diese Kaminskis), konnte die deutschen Medien in einer Art und Weise von sich begeistern, wie es zuvor wohl noch kein anderer deutscher Kämpfer geschafft hat. Durch sein Charisma und ein interessantes Narrativ („Deutschlands härtester Polizist“ etc.) hat Hein, im Gegensatz etwa zu Dennis Siver, das Potenzial in Deutschland zu einer auch außerhalb der MMA-Blase beliebten Persönlichkeit zu werden. Somit wird er sicherlich in der Vermarktung der Veranstaltung wieder eine zentrale Rolle spielen. Auch von SCHLAGKRAFT wurde Hein zwei Mal interviewt, einmal vor UFC Berlin und einmal ausführlich nach dem erfolgreichen Debüt.

Sportlich blickt Hein auf eine gemischte Bilanz zurück – nach seinem sehr erfolgreichen Debüt verlor er seinen nächsten Kampf gegen den Riesen James Vick in Texas.

In Berlin trifft Hein auf den unbesiegten Polen Lukasz Sajewski, der in Berlin sein UFC Debüt feiern wird. Von seinen dreizehn Siegen konnte Sajewski sieben vorzeitig per Submission für sich entscheiden. Ins Auge fällt auf seiner Kampfbilanz vor allem ein Sieg über Bellator-Veteran und Leglock-Experte Marcin Held.

 

Mairbek Taisumov vs. Alan Patrick:

Zudem erwartet uns ein Duell im Lightweight zwischen Mairbek Taisumov und Alan Patrick. Taisumov lebt und trainiert in Österreich und konnte seine letzten beiden Kämpfe per KO für sich entscheiden. Den Grappling-Experten Marcin Bandel knockte „Beckan“ in nur 61 Sekunden aus, und Anthony Christodoulou liess er in Stockholm wie einen absoluten Anfänger aussehen, bevor er ihn ebenfalls mit Schlägen in Runde 2 ausknockte. Taisumov ist ein dynamischer und spektakulärer Striker, der in Berlin sicherlich auf seinen dritten KO-Sieg in Europa in Folge hofft. In Berlin trifft er auf den unbesiegten Brasilianer Alan Patrick, der bisher auf zwei Siege in der UFC zurückblickt.